In der Podcast-Folge 046 habe ich mit Tobias Exner und Tom Lang von der Meisterkanzlei darüber gesprochen, warum man sich als Steuerberater auch Unterstützung holen sollte und wie die Zukunft der Steuerkanzleien aus Sicht der heutigen Situation aussehen wird.
Wir, die Kanzleistrategen, haben zu Beginn von Corona nur zu deutlich mitbekommen, dass bei den Steuerberatern Aktionismus gefragt war. Jeden Tag kam etwas Neues hinzu, immer wieder neue Veränderungen, und sie mussten einfach nur handeln. Mittlerweile merken wir, dass es sich gelegt hat, dass die Steuerberater strategisch denken und sich fragen, wie es denn jetzt weitergeht. Sehr zur Freude von uns, denn das merken wir auch bei uns im Coaching – da ist im Moment sehr viel Zulauf, da sich die Steuerberater überlegen, wie sie sich nun aufstellen wollen.
Tom ist selbst Steuerberater, aber auch Coach für Steuerberater und kann so aus zwei Blickwinkeln berichten. Zur Zeit von Corona ist Flexibilität alles, speziell nach dem Lockdown waren die Soforthilfen, Kurzarbeitergeld und viele andere Sachen sehr gefragt. Auch Tom ist der Meinung, dass es sich mittlerweile ein wenig gelegt hat und sich nun Gedanken über die Zukunft gemacht wird.
Das Digitalisierungsthema hat einen unheimlichen Schub bekommen und ist zurzeit stark in unserer Gesellschaft verankert, wodurch viele Steuerberater jetzt ebenfalls damit starten. Denn genau jetzt ist der richtige Zeitpunkt dafür; einfacher in die Digitalisierung einsteigen geht nicht.
Es ist gut vorstellbar, dass nach der Corona-Krise Mandanten andere Kanzleien aufsuchen oder auch Mitarbeiter merken, dass sie nicht mehr in der richtigen Kanzlei sind. Denn die Krise schafft zurzeit ein neues Bewusstsein, wodurch ganz anders auf die Dinge geschaut wird. Der Vergleich zu anderen Kanzleien und deren Fortschritte ist da, wodurch viele sich fragen könnten: Was mache ich hier eigentlich?
Wenn du als Kanzleiinhaber immer noch sehr operativ tätig bist, aber die Chancen und Herausforderungen siehst – aus Erfahrungen kann ich berichten, dass uns immer wieder gesagt wird, dass die Steuerberater keine Zeit haben und das Coaching in ein paar Monaten machen wollen. Aber nach ein paar Monaten ist die Situation unverändert. Ich erkläre es immer gerne an einem bildlichen Beispiel: Wenn ich zu einem Kanzleiinhaber sage, dass wir den Zaun jetzt fertig machen, sagt er, dass er keine Zeit dafür habe, weil er erst die Hühner einfangen müsse. Und an diesem Beispiel lässt sich unschwer erkennen, dass an den falschen Stellen Zeit investiert wird.
Ich bin der festen Überzeugung, dass hier Menschen gebraucht werden, die einen dann selber auch mal reflektieren. Denn aus eigenen Erfahrungen kann ich sagen, dass es mir selber sehr geholfen hat, mir jemanden zu suchen, der mich selber reflektiert hat und wo ich selber nicht der Berater war. Einfach mal nur zuhören und Tipps annehmen und erkennen, was den ganzen Tag getan wird und wofür überhaupt Zeit investiert wird.
Toms Kanzlei war vorher auch nicht die Kanzlei, die sie heute ist; auch er hat sich von Experten auf ihrem Gebiet Hilfe geholt und hat sich coachen lassen. Und die Kanzlei ist jetzt so, wie sie ist, aus dem Grund, dass auch Ratschläge angenommen worden sind und die Kanzlei sich aus dem operativen Hamsterrad befreit hat.
Und genau das ist das richtige Denken. Aber ich habe festgestellt, dass viele Steuerkanzleiinhaber in dieser Form gar nicht das unternehmerische Denken und Handeln haben, was Personalführung und strategische Ausarbeitung angeht. Aber was Steuerberater sehr gut können, ist die Ableitung und Durchführung eines bestimmten Prozesses. Dafür brauchen sie kein kreatives Denken, sondern wissen genau, wo etwas hingehört. Und wenn sie sich dann einfach mal mit anderen committen, hilft es ihnen, eine andere Perspektive einzunehmen und mit anderen daran zu arbeiten.
Denn oft ist es so, dass die Kanzleiinhaber aus einem Angestelltenverhältnis kommen und meistens selbst nicht die aktive Entscheidung getroffen haben, Unternehmer zu sein, und es aus diesem Grund gar nicht in der Form gelernt haben.
Oft stehen irgendwelche Hürden im Weg oder die Kosten halten die Inhaber von einem Coaching ab. Aber diese Fortbildungskosten sind keine Kosten, sondern Investitionen und die lohnen sich in der Regel immer. Zudem werden viele Hürden, über die sich Gedanken gemacht wurden, durch das Umfeld im Coaching gemeistert. Denn wenn auf einmal der Steuerberater, der auch 50 ist und zunächst Schwierigkeiten hatte, die Hürde gemeistert hat, dann ist diese Hürde für einen selbst schon gar nicht mehr da.
Zurzeit lässt sich überall lesen, dass diese ganzen Digitalisierungs- und Automatisierungsthemen die Zeitressourcen bei uns verändern. Das heißt, dass die Fibo weniger Zeit in Anspruch nehmen wird und die Zeit, die dann frei wird, für Beratung genutzt wird.
Wir haben uns in der Krise die Frage gestellt: Was brauchen die innovativen Steuerberater, insbesondere die Steuerberater aus unserem Coaching?
Und denen bieten wir jetzt eine Fortbildung zum Innovationsberater an. In dieser bringen wir den Steuerberatern bei, wie sie die Innovation beim Mandanten herbeiführen und das geht auch über die rein digitalen Prozesse der kaufmännischen Debitoren- und Kreditorenbuchhaltung hinaus. Das Ganze geht dann so weit, dass mit dem Mandanten über Positionierung gesprochen wird und darüber, wie er sein Unternehmen in den nächsten Jahren sieht.
Denn ich glaube, dass mindestens ein Prozent der Kanzleiinhaber gerne innovative Themen beim Mandanten aktiv ansprechen, damit wachsen und Mehrwerte schaffen möchte.Und es gibt immer erstmal nur ein paar Vorreiter und andere sehen, was sie bereits umgesetzt haben, und schließen sich dem an.
Konkrete Fragen, die sich jeder Kanzleiinhaber stellen sollte, sind:
· Was kann ich besonders gut?
· Was macht mir besonders Spaß?
· Mit welchen Mandanten kann ich besonders gut?
· Welche Muster gibt es bei den Mandanten, mit denen ich sehr gut kann?
· Warum kommen ausgerechnet diese Mandanten auf mich zu und andere machen immer nur Stress?
Ich empfehle euch, euch diese Fragen mal zu stellen, um mögliche Muster zu erkennen. Fragt auch mal externe Leute, Mandanten, die einem wohlgesonnen sind, oder auch Bekannte:
· Was glaubst du, wofür stehe ich?
· Was kann ich besonders gut?
Und wenn ihr dann einen Eindruck habt, stellt euch in angenehmer Atmosphäre die Frage:
· Wie sieht meine Wunschkanzlei in drei Jahren aus?
Wenn du genau weißt, wo du hin möchtest und das auch artikulieren kannst und für dich aufschreibst, dann passieren manchmal unglaubliche Dinge. Schreibt es euch auf, dann wisst ihr, wo Norden ist und wo ihr mit eurer ganzen Mannschaft hinsegeln möchtet. Und dadurch habt ihr schon einen sehr großen Mehrwert, und vieles, was darauf folgt, ist eine Folge dessen – dass ihr wisst, wohin ihr wollt.
Es ist immer eine Sache der Wahrnehmung und der eigenen Entscheidung, wie Dinge gesehen werden. Wie zum Beispiel die Corona-Krise – es gibt auch Chancen, die geboten werden, diese muss man nur erkennen.
Genauso wie mit der Zeit. Jeder hat Zeit. Sie muss nur richtig eingeteilt werden.
Ich selbst habe zurzeit sehr viel konzeptionell auszuarbeiten und habe aus diesem Grund beschlossen, dass ich mich eine ganze Woche von der Außenwelt abkapsele. Auch für mein Team bin ich nicht erreichbar und es soll mich auch keiner kontaktieren, denn ich möchte mich voll und ganz auf meine Aufgaben konzentrieren. Und das ist meine Entscheidung gewesen, die ich getroffen habe.
In diesem Sinne: Jeder ist für das, was er tut und wie er es tut, selbst verantwortlich und trifft seine eigenen Entscheidungen. Überlegt euch, wo ihr hin wollt, sucht euch das Umfeld, das euch die Leichtigkeit bringt, dahin zu kommen, und euch Spaß und Freude bereitet. Denn eine Veränderung braucht zwei Faktoren: Zum einen ist es die Zeit und zum anderen sind es positive Erlebnisse.
Bis bald!
Euer Daniel
Diese und auch andere wertvolle Inhalte, Anregungen und Infos kannst du dir in Form eines detaillierten Interviews als Podcast anhören.
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