Jeden Tag finden Experten-Calls statt, an denen unsere Coaching-Mitglieder teilnehmen können. Und ich möchte hier von der Podcast-Folge, die aus einer Aufzeichnung des Mittwoch-Calls mit Sara Prinz entstanden ist, berichten.
Sara ist Systemischer Coach sowie Diakonin der evangelischen Kirche und erzählt jeden Mittwoch zum Thema Persönlichkeitsentwicklung.
In diesem Call ging es um Krisenbewältigungsstrategien – wie wir mit der Krise umgehen und wie wir Menschen dabei begleiten können.
Sara spricht erst von einer Krise, wenn sie uns überfordert, unerwartet kommt, uns hilflos macht und wir zunächst erst einmal keine Ahnung davon haben. Damit sind keine Probleme oder Fragen gemeint, zu denen bislang nur noch keine Lösung vorhanden ist.
Die Corona-Krise ist da das beste Beispiel. Sie kam urplötzlich und wir alle wurden mit Dingen konfrontiert, bei denen unsere bisherigen Verhaltensmuster nicht greifen. Keine Umarmungen oder lange Einkaufsbummel mehr, nur noch gezielte Einkäufe und möglichst keinen direkten Kontakt zu anderen. Alles Gelernte für das Verhalten im sozialen Kontakt greift zurzeit nicht mehr. Dazu kommen noch die Unsicherheiten, die es geben kann, weil der Job nicht mehr gemacht werden kann, Geschäftsöffnungsverbote existieren oder die finanzielle Grundlage weg ist.
Die Frage ist nun: Wie gehen wir damit um?
Das ist der erste Schritt. Vor allem, wenn ich später als Steuerberater Mandanten beraten möchte, die in einer Krise stecken, muss ich es zunächst erst selber verstehen und wissen, wie es funktioniert.
Es gibt verschiedene Umgangsformen mit Krisen; das heißt, jeder hat mal von den Eltern oder dem Umfeld gelernt, wie mit einer Krise umgegangen wird. Und da gibt es verschiedene Verhaltensmechanismen – welche sich in acht unterschiedliche Personengruppen und deren Verhalten definieren.
Alle Gruppen durchlaufen zuerst die Phase der Überforderung, und die Personengruppen, die gelernt haben, positiv mit einer Krise umzugehen, die kommen schneller aus dieser Phase heraus als andere. Und manche bleiben in dieser Phase.
Aber wie kann auch diesen Gruppen aus der Überforderungs-Phase heraus geholfen werden? Diese Menschen nehmen keine Ideen oder Anregungen an, bevor sie nicht aus der Phase raus sind. Zunächst muss ihnen klar gemacht werden, dass sie an der aktuellen Situation nichts ändern können, sie sie akzeptieren und sich erst einmal entspannen müssen – denn eine Krise bedeutet hoher Druck und der Blutdruck steigt.
Darauf folgt der Realitäts-Check – welche Probleme bestehen wirklich, welche Rechtsprechung gibt es, gibt es Hilfsangebote und wie sehen die Zahlen des Mandanten tatsächlich aus?
Sara rät zur Bewegung, vom Sofa aufzustehen, um wieder gestaltungsfähig zu werden, damit sich kreative Lösungen finden lassen. Und wenn dann genug Serotonin, unser Glückshormon, ausgeschüttet wurde, macht Sara es so, dass sie empfiehlt, sich einfach mal was Gutes zu tun und sich zu fragen: Was tut dir in dieser Situation gut? Ob einen Podcast hören, mit jemandem reden oder was auch immer einem guttut. Und anschließend haben die Menschen wieder ihre Kraft.
Dann kann damit begonnen werden, realistische kleine Schritte festzusetzen, die der Mandant dann auch wirklich täglich macht und so im Takt aus der Krise herauskommt. Wie zum Beispiel Absperrbänder besorgen, damit die Kunden Abstand halten, Hygienemaßnahmen planen, Produkte besorgen und weitere ähnliche Schritte. Und das erfordert sehr viel Disziplin, wirklich dranzubleiben und diese Schritte auch einzufordern und immer wieder nachzufragen: Wann besorgst du es? Wo besorgst du es? Wann machst du es? Wie machst du es? Zudem können die Mandanten auch einfach mal selbst gefragt werden: Was sind für dich realistische, machbare Schritte? Und anschließend kann gelobt werden, wenn Schritte erledigt sind, um so die Motivation des Mandanten zu steigern. Denn alles, was positiv bewertet wird, ist ein Anreiz dazu weiterzumachen.
Es gibt einzelne Mandanten, die es lieben, ein Problem zu haben, gar nicht wissen, dass sie es haben, es gar nicht lösen wollen und so die Aufmerksamkeit von anderen bekommen. Und hier sollte sich jeder fragen, ob so ein Mandant gewünscht ist oder nicht. Denn es raubt Zeit, sich mit den Menschen zu beschäftigen, und wenn sie ihr Problem noch nicht lösen wollen, dann raubt es auch Energie.
Der Mandant kann vor die Wahl gestellt werden, ob er das Problem behalten oder loswerden will. Und wenn er diese meist innere Entscheidung getroffen hat und das Problem behalten will, dann kann klar gesagt werden: Ich lasse dir dein Problem, aber dann nimm mir bitte nicht meine Zeit, die ich für lösungsorientierte Menschen nutzen möchte.
Außerdem kann diesen Mandanten der Hinweis gegeben werden, sich aufgrund des Problems Hilfe zu suchen und dass das auch keine Schwäche ist, sich an Profis zu wenden, die sich letztendlich um sie kümmern.
Und für die Mandanten, die vorankommen wollen, ist es wichtig, dass der Berater sie dort abholt, wo sie zurzeit stehen, und daraufhin Vorschläge gemacht und Lösungen vorgestellt werden, um ihnen so in kleinen Schritten aus der Krise heraus zu helfen.
Wichtig zu sagen ist, dass auch an Ruhepausen und Schlaf gedacht werden sollte. Denn wir verarbeiten und lernen alles im Schlaf. Und werden diese Pausen nicht eingehalten, macht das Gehirn irgendwann zu und die nächste Krise beginnt.
Und zu guter Letzt verweist Sara auf ein Zitat von Robert Frost – Es geht weiter!
In diesem Sinne, bis bald!
Euer Daniel
Weitere Infos, einzelne Meinungen, Diskussionen und Tipps der Call-Teilnehmer erhältst du in der folgenden Aufzeichnung des Mittwoch-Calls mit Sara Prinz.
Außerdem hast du die Möglichkeit dir den Podcast einfach anzuhören.